Um und an die Wild Coast

Gleich südlich von unserem schönen Lager beginnt die Wild Coast, ein unberührter und nicht entwickelter Küstenstreifen, teil des ehemaligen Homelands des Stammes der Xhosa (Schnalslaut am Anfang). Das Gebiet wurde aus Südafrika herausgeschält, damit die Schwarzen sich dort selbst verwalten können. Defacto wurden sie aber eingesperrt und sich selbst überlassen. Da die Gegend so unentwickelt ist, sind auch die Straßen eine schwierige Angelegenheit. Da ist man mit so einem Wohnmobil etwas vorsichtig und fährt dann doch die längere aber besser ausgebaute Nationalroute N2. Diese Strecke ist allerdings so lang, dass wir sie zweiteilen und dafür noch einen entspannten Vormittag genießen können, einkaufen gehen und eine Krokodilfarm besuchen können. Neben diversen großen Krokodilen gibt es auch niedliche frisch geschlüpfte Babykrokodile und Schlangen, unter anderem die sehr gefährliche und hier heimische Black Mamba. Gleich danach essen wir im angegliederten Restaurant gut (ein bisschen nach Hühnchen) schmeckendes Krokodilfilet.

Danach geht die Fahrt zum Mount Currie Nature Reserve nahe Kokstad weiter. Nach zwei Stunden fahrt durch weitläufige Berglandschaften und einer Einkaufspause kommen wir 18:06 Uhr am Camp an und eine unserer größten Sorgen tritt ein: das Tor ist verschlossen, Öffnungszeiten 6am bis 6pm – na schön. Nachdem auf dem Gelände kein Mensch zu finden ist fragen wir uns, ob wir jetzt und hier vor dem Tor “wild campen” können, wollen und müssen. Kurze Zeit später kommt aber ein Auto mit jemandem, der uns hereinlässt. Puh! Ein sehr schöner leerer, typischer Nationalparkcampingplatz. Einfache aber ausreichende Klos und Duschen, Strom und gutes Wasser am Camper, alles in wunderschöner Natur, diesmal ein Stausee am Berg mit vielen Wasservögeln, Hasen und Zebras die sich an den heruntergefallenen Eicheln laben.

Am nächsten Tag muss der längere Teil der Route absolviert werden. Plan: 2 Stunden fahren bis Qunu, dem Geburtsort von Nelson Mandela, dort ins Museum und dann nochmal 2 Stunden bis Chintsa (“Tsintsa” gesprochen). Leider sind heute wieder viele Steintransporter, Kühe und Ziegen auf der Bergstraße unterwegs und einige große Baustellen zwingen uns bei 41 Grad (Rekordtemperatur) den Motor abzustellen und zu warten. Dabei fallen uns wieder die Menschen auf, die die ganze Zeit an Baustellen stehen und Fahnen schwenken und Schilder von “STOP” nach “RY GO” umrehen. Diese Leute sind eingepackt wie wir im Winter, mit Hut oder Mütze, Handschuhen und festen Schuhen und haben einen unglaublich monotonen Job. Arbeitskraft scheint wirklich nichts zu kosten. Einige von diesen Frauen sehen für uns aus, als hätten sie eine Pigmentstörung, aber später erfahren wir, dass dies wohl eine Bemahlung als Initiationsbrauch bei den Xhosa Frauen ist.

Unsere Mittagspause war dann wiederum doch kürzer als geplant, denn das Museum ist bis April 2019 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, na toll. Hätte man ja mal deutlich auf die Webseite schreiben können! Wir haben dann auch noch in Butterworth das erneute Vergnügen in eine Polizeikontrolle zu geraten. Genau die gleiche Situation, es wird langsam spät, wir haben es noch weit und stehen im Stau und mitten im Stau steht ein Polizist, der uns zeigt, dass wir bei ihm stoppen müssen. In uns schwillt die Wut. Sollen wir ihm jetzt gleich 50 Rand zwischen die geforderten Dokumente legen (wurde uns als normaler Ablauf von einigen Locals erklärt), oder lassen wir uns nichts vorwerfen, denn wir haben nichts falsch gemacht? Wir bleiben cool und machen erstmal nichts und siehe da, nach einigen Blicken ins Auto, Name und Kennzeichen aufschreiben und kleinen Machtspielchen beim Smalltalk lässt er uns einfach so weiterfahren. Puh!

Irgendwann kommen wir dann auch endlich in Chinsa am Buccaneers Backpacker Hostel/Camp an. Wie der Name es vermuten lässt, hängen dort einige junge und jung gebliebene Leute ab, spielen vom kostenlosen 5 Literpack Weißwein angeheitert Volleyball im Sand oder hängen an der Gemeinschaftsküche rum und spielen mit Poi, Trommel und Gitarre. Wir fühlen uns trotz Sympatie etwas deplaziet mit unserem riesigen farblos weißen Wohnmobil und erforschen erstmal den Strand, der sich sehr gut zum Baden eigenen soll. Der sehr breite Strand liegt an einer Flussmündung, doch der Fluss führt so wenig Wasser, dass er nicht mündet, sondern als Lagune da steht. Es peitscht ein starker Wind über den flachen Strand und die wilde Brandung, sodass die Gischt fortgeweht wird und als Nebelschwaden ins Landesinnere zieht. So wird unser Ausflug kurz, aber wir finden sehr viele schöne Muscheln und nehmen sie mit.

Ein Gedanke zu „Um und an die Wild Coast

  1. Philipp

    Wieder ein paar schöne Geschichten die ihr da beschreibt. Die Bilder sprechen ihre eigene Sprache und am liebsten würde ich mitreisen und jeden Abend einen schönen Braai mit euch veranstalten.

    Zu den ein, zwei Unzulänglichkeiten gilt das typische Redewendung: TIA – this is Africa.
    Macht das Leben noch etwas leichter 🙂

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