Chintsa – ein Tag mit Guide

Unser Morgen beginnt mit einem Frühstück auf der Terasse des Bucaneers. Wir haben uns entschieden uns mal schön bedienen zu lassen und dazu noch in lässig buntem Ambiente zu entspannen. Es ist der erste Backpackerplatz, auf dem wir sind und das ist deutlich zu spüren. Mittlerweile sind wir auch aklimatisiert in der hippiesken Stimmung und sind gleich voll dabei. Während wir auf die glitzernde Brandung blinzeln verschlemmen wir unsere höchst delikaten Obstsalate mit Joghurt und leckerste Eier mit Toast und baked beans, wie sich das gehört.

A

n der Rezeption hatten wir am Vorabend noch einen Kontakt zu einem selbstständigen Guide bekommen, der Führungen durch den Township Chintsas und zu einem Xhosadorf anbietet. Wir kontaktieren Thobele und er macht mit uns ein Treffen am frühen Nachmittag aus, um dann beide Orte mit uns zu besuchen. Wir müssen in den anderen Ortsteil, der sich über einen kurzen Spaziergang über die Lagune am Strand entlang erreichen lässt.

Thobele ist pünktlich, wir sind es auch und steigen in seinen PKW, mit dem wir in einer Minute am Township sind. Thobele klärt uns darüber auf, dass zu jeder großen Stadt ein Township gehört, einfach weil die Leute dorthin ziehen wo es Arbeit gibt. Einen sozialen Zusammenhalt gäbe es wohl nicht, sagt er. Geht es dir schlecht, interessiert es deine Nachbarn herzlich wenig. Das ist natürlich ein guter Nährboden für die hohe Kriminalität. Jeder ist auf sich gestellt, ganz anders als in den Dörfern. Dort ist das soziale Gefüge verlässlich dicht gewoben und niemand muss hier ernsthaft bangen. Townships entstehen als illegale Ansammlung von Hütten auf privatem oder staatlichen Gelände. Meldet der Eigentümer diese Nutzung nicht innerhalb einer lächerlich kurzen Frist an offizieller Stelle, ist das Land verloren und die Siedler können bleiben. In manchen Fällen kauft der Staat das Gelände der Privatperson sogar ab, wie hier in Chinsa. Mit dem Wahlsieg Mandelas 1994 waren einige Wahlversprechen einzulösen u.a. steht jedem Südafrikaner ab 18 Jahren ein vom Staat finanziertes und gebautes Haus zu. Das klingt erstmal großartig, hinkt aber in der Umsetzung, da die Menschen bis zu 20 Jahre auf ihr Haus warten oder dem Bau eines zweiten Hauses zusehen, da das erste (schlecht gebaute) leider in sich zusammen gefallen ist. Die einzigen Kosten, die für die Bewohner eines Townships anfallen sind die für den Pre-Paid-Strom. Alles ist selbstorganisiert vom Kindergarten bis zur illegalen Taverne. Die Schulen hingegen werden landesweit vom Staat geführt, um Bildung kostenfrei verfügbar zu machen.

Nach dem Township, fahren wir in ein Xhosadorf genauer gesagt zu einer Heilerin. Die Xhosakultur verfolgt noch einen althergebrachten man könnte auch sagen alternativen Ansatz. Sowohl mit körperlichen als auch mit seelischen Gebrechen oder Unzulänglichkeiten geht man zur/ zum örtlichen Heiler(in). Man bekommt dann aus verschiedenen Kräutern und Wurzeln hergestelte Tränke und Tinkturen, um seinem Leid beizukommen. Thobele erzählt uns einiges über das Dorfleben und den Brauch der/ des Heilerin/s, wir sitzen mit der alten Dame auf der Wiese. Leider verstehen wir kein Wort, von dem was sie sagt. Sie spricht nur Xhosa, weiß, dass wir nichts verstehen, redet dennoch weiter. Eine interessante Begegnung. Wir erfahren u.a., dass bei den Xhosas der Mann eine Mitgift im Falle einer Eheschließung beibringt. Die kann dann je nach Marktwert der Frau (Jungfrau, Schulbildung, Studium) 20 bis 80 Kühe betragen.

Alles in allem fühlen wir uns nach diesem Tag mit Thobele etwas angekommener in diesem Land, weil wir das Gefühl haben etwas mehr zu kennen und dadurch besser zu verstehen.

Als wir auf den Campingplatz heimkehren, fahren gerade Chris und Mirjam auf den Platz neben uns. Am Abend sitzen wir zusammen an der Communityküche und schnippeln, braten und rühren, essen und quatschen.